Tamikrest sind eine Tuareg-Band aus Kidal einer Stadt im Norden von Mali, dem krisengeschüttelten afrikanischen Land. Musik war in ihrer Heimat verboten und die Musiker von Tamikrest leben in Algerien im Exil – wenn sie nicht gerade auf Tournee sind und mit ihrer Musik auf friedliche Weise für ihr Anliegen, der Emanzipation ihres Volkes, kämpfen – aber „nicht mit der Kalaschnikow, sondern mit der Gitarre“ (1).
Anfang 2012 kam es zu einem Militärputsch in Malis Hauptstadt Bamako. Das entstandene Machtvakuum nutzten militante Tuareg, um im Norden des Landes den Tuareg-Staat Azawad zu errichten. Nach kurzer Zeit zerfiel die Allianz zwischen den eher säkularen und den islamistischen Tuareg. Letztere gewannen die Gefechte und etablierten die Scharia (siehe auch Songs For Desert Refugees). Mit Unterstützung des französischen Militärs konnten die Islamisten zwar zurückgedrängt werden, der Norden Malis, insbesondere Kidal, die Heimat von Tamikrest, gilt dennoch als der gefährlichste Ort Westafrikas.
Bildergalerie Teil 1: Tamikrest auf dem Bardentreffen am 03. August 2014
Fotos: Werner Gensmantel
Tamikrest sind – neben Tinariwen (die beim Bardentreffen 2010 an gleicher Stelle auf dem Hauptmarkt auftraten) – die bekannteste Desert-Blues- / Desert-Rock-Band. Die Gründung der Band geht auf das Jahr 2006 zurück. Ousmane Ag Mossa und Cheikh Ag Tiglia stammen beide aus Tin-Zaouaten, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Algerien. Wegen der dortigen Unruhen zogen sie gemeinsam nach Kidal, wo sie Aghaly Ag Mohammedine und Mossa Maiga kennenlernten. Sie gründeten eine Band und nannten sich Tamikrest, was in Tamashek, der Sprache der Tuaregs, so viel wie Bündnis bedeutet.
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2007 lernten sie bei ihrem Auftritt auf dem Festival au Désert in Timbuktu die Musiker von Dirtmusic kennen. Der Grundstein für die weiteren Entwicklungen aller Musiker wurde gelegt. Tamikrest begleitete die Aufnahmen von Dirtmusic, Chris Eckman wiederum verschaffte Tamikrest Aufnahmemöglichkeiten, ein Plattenlabel und infolge dessen auch Tourneen. Chris Eckman wird schließlich Label-Manager von Glitterbeat, einem neu gegründeten Sub-Label von Glitterhouse. Tamikrest ist natürlich jetzt auch bei Glitterbeat unter Vertrag.
Die Platten von Tamikrest
Inzwischen haben Tamikrest drei offizielle Platten (Adagh, Toumastin und Chatma) und zwei limitierte CDs (The Tents Sessions und Live 2011) veröffentlicht. Im letzten Album Chatma (Schwestern), das auch das Basis-Set für den Auftritt in Nürnberg lieferte, besingt die Band die mutigen Tuareg-Frauen, die „sowohl das Überleben ihrer Kinder, als auch den Bestand der Sitten ihrer Väter sicherstellen“ (2). Tamikrest setzt bei seiner Musik neben den klassischen Instrumenten der westlichen Rockmusik (E-Gitarre, Bass, Schlagzeug) auch die afrikanische Djembé und die Kalebasse ein. Ihre Musik vereint traditionelle Klänge der Tuareg mit Gitarrenrock zu intensiven, nahezu hypnotischen Melodien. Ihre Lieder singen sie in Tamashek.
Hörbeispiele: Soundcloud-Playlist
In Nürnberg trat Tamikrest in folgender Besetzung auf: Ousmane Ag Mossa (Gesang, Leadgitarre, akustische Gitarre), Cheick Tiglia (Bass, Slide-Gitarre, akustische Gitarre, Background-Gesang), Aghaly Ag Mohamedine (Djembé, Perkussion, Background-Gesang), Ibrahim Ag Ahmed Salam (Schlagzeug, Kalebasse), Paul Salvagnac (zweite Gitarre), Wonou Walet Sidaty (Chor), Fatma Walet Cheick (Chor) und der Tourmanager Cedric „Momo“ Maurel, der als dritter Perkussionist unterstützt.
Bildergalerie Teil 2: Tamikrest auf dem Bardentreffen am 03. August 2014
Fotos: Werner Gensmantel
Vermutlich um sich von den militanten Tuareg zu distanzieren und ein friedliches, unbelastetes Zeichen zu setzen, bestückte Aghaly Ag Mohamedine seine Djembé mit der Berber-Fahne. Die Berber sind die ursprüngliche Ethnie der nordafrikanischen Länder, die Tuareg wiederum sind ein Volksstamm der Berber.

Die Fahne wurde 1998 durch den World Amazigh Congress zur offiziellen Fahne der Berber erklärt. Das Blau steht für das Mittelmeer und den Atlantischen Ozean, das Grün steht für die Natur und das Gelb repräsentiert die Sahara. In der Mitte findet sich das rote Yaz-Zeichen „ⵣ“, das für das Volk der Berber steht.
Weblinks
Quellenangaben
- (1) Interview mit Spiegel Online: http://www.spiegel.de/kultur/musik/neue-musik-der-band-tamikrest-aus-mali-a-914302.html
- (2) dto.